Teil 1 Säure – Basen – Haushalt: Das Grundsystem

🔬Es  passieren in jeder Sekunde so viele biochemische Vorgänge in unserem Körper, alles hat so eine Sinnhaftigkeit. Unser Körper kann nur so gut arbeiten wie es ihm mit den vorhandenen Mitteln möglich gemacht wird.  Fehlt ihm ein Botenstoff, sei es in der Bildung oder in der Reproduktion reagiert er auf seine Art und Weise um das Probleme schnell zu umgehen. Er weicht von dem ursprünglichen biolgischen Vorgängen ab, je öfters er das machen muss desto negativer wirkt sich auf unsere Gesundheit aus. Viele dieser Probleme werden mit der Zeit chronisch, der Körper lebt mit dem Problem auf seine Art und Weise, mit mehr oder weniger andauernden Symptomen.

Wenn man sich unseren Körper genau beschäftig, wird schnell klar, dass ein gesunder Säure-Basenhaushalt das wichtigste für unsere Gesundheit ist.

Präzises Einstellen des pH-Wertes ist notwendig, um die normale Funktion von Enzymsystemen, Zellen und Geweben zu ermöglichen.

Optimaler pH-Wert in den jeweiligen Bereichen

z.B. intrazellulär: Zytoplasma (pH=7,2), Lysosomen (pH=5-6), Mitochondrien (pH=8)
extrazellulär: Blutplasma (pH=7,3), Pankreassaft (pH=8,2), Dünndarm liegt der pH-Wert bei 5 bis 6, so dass hier Enzyme zur Kohlenhydratverdauung aktiv werden können, Magenlumen (im Inneren des  Magens) (pH bis ≈1)

Grundsubstanz des Säurebasen-Haushalts

Unser Bindegewebe ist ein lockeres, hochkomplex zusammengesetztes System aus Eiweiß- und Zuckerstoffen. Es ist die bestehende Grundsubstanz in unserem Körper. Es besteht hautsächlich aus Flüssigkeit (Extrazellularflüssigkeit) und stellt so die entscheidende Verbindung zwischen Blutgefäßen und den Organzellen her. Bei einem Erwachsenen finden wir ca. 18 kg dieses Stütz- und Transitgebildes.

Viele Regulationsvorgänge werden über Nerven, Hormone, Organzellen und Bindegewebszellen gesteuert, hierbei wird pausenlos die physikalisch-chemische Zustandsform verändert und dem Bedarf angepasst. Deswegen wird der Stofftransport hemmend oder fördernd beeinflusst. Auch ein großer Teil der immunologischer Vorgänge finden hier statt. Im so genannten Zelle-Milieu- System spielen sich letztlich alle Regulationen ab, die unser Leben erst ermöglichen.

Unsere Grundsubstanz ist also überall verbreitet und besteht aus  einem Geflecht von vegetativen Nervenfasern. Diese Nervenfasern geben steuernde Substanzen ab (Hormone wie Noradrenalin und Acetylcholin), die z. B. das im Bindegewebe eingelagerte Mikroblutgefäßsystem (Kapillarnetz) regulieren, dieses wiederum Einfluss auf einen  gleichmäßigen Wassergehalt und den osmotischen Druck im gesamten Extrazellulärraum genommen wird. Auch die hier eingelagerten Zellen haben einen steuernden Einfluss  auf das Milieu. Es können sich bestimmte Zellen einfach auch auflösen (Leukolyse), um mit den frei werdenden Zellinhaltsstoffen regulierend in das Gewebe einzugreifen. Selbst die Immunleistung wird auf diesem Wege aktiviert. So ist alles  aufeinander abgestimmt, dass stets ein Gleichgewicht herrscht, genau genommen ein  Fließgleichgewicht.

Viele Vorgänge, die sich im Krankheitsfall als Symptome zeigen, sind lediglich Ausdruck einer intensiven Gegenregulation im Bereich der Grundsubstanz mit dem Ziel, wieder Ordnung und Gleichgewicht herzustellen.

Nervensystem, Kapillare oder Lymphegefäße sind angewiesen auf ein intaktes Grundsystem

Da weder die Endigungen des vegetativen Nervensystems, noch die feinsten Haargefäße (Kapillaren) oder die Lymphgefäße eine direkte Verbindung zu den Organzellen haben, deswegen liegt eine weitere Besonderheit des Grundsystems darin, dass es als Vermittler Transport und Kommunikator fungiert. Der Verlauf von notwendigen Regulationsvorgängen (z. B. akute Reaktionen, chronische Veränderungen) hängt also IMMER vom Zustand des weichen Bindegewebes ab.

 Unser Grundsystem reguliert unentwegt das „Zelle-Milieu-System“ und ist prinzipiell in sämtliche Abwehr- und Entzündungsvorgänge involviert.

Schlacken Verändern die Bindegewebsfunktion

Bei fast allen chronischen Erkrankungen kommt es damit auch zu Reaktionen und Veränderungen der Bindegewebsfunktion. Viele Erkrankungen entstehen primär durch eine Dysfunktion des „Mutterorgans“ Mesenchym. Die sog. Verschlackungsprozesse beschriebenen Phänomene beeinträchtigen die Transitfähigkeit des Mesenchyms für Stoffwechselrückstände, so dass diese sich zunehmend anhäufen. Diese Rückstände und Toxine ähnlich eines Depots und blieben zunächst liegen und nehmen in dieser Zeit Einfluss auf die Grundregulation, was zu mannigfachen Folgestörungen führen kann.

Als Stoffwechselschlacken wären hier beispielsweise Immunglobuline, Lipoproteine, Fibrinogen-Komplement, Albumin, Aminosäuren, Defekt- und Fremdantigen-Proteine, Harnsäure, Cholesterin, Xenobiotika, oder Kohlendioxid-Hämoglobin etc.

Es entsteht eine Übersäuerung des Gewebes – Gewebsazidose

Durch die zunehmende Verlegung der Transitstrecken entwickeln sich eine Störung der Mikrozirkulation, die auch zu einer Absenkung des Gewebe-pH-Wertes führen. Eine Gewebsazidose verschlechtert wiederum auf vielfältige Weise die Regulationsfähigkeit, wie beispielsweise die lokale Immunkompetenz.

Auswirkungen einer Azidose

  • Aminosäuren und Proteinstoffwechsel
  • Aktivierung der muskulären Proteolyse
  • Erhöhung der Aminosäurenoxidation
  • Hemmung der hepatogenen Albuminsynthese
  • Knochenstoffwechsel

Steigerung der Knochenresorption

  • Hemmung der Osteoblasten
  • Zelluläre Mikroumgebung

 Abnahme von Enzymaktivitäten

  • Verformung von Zellen und Geweben
  • osmotische Quellung der Zelle
  • Diffusionsstörungen
  • Verschlechterung der O2-Utilisation
  • Aktivierung degenerativer Prozesse

Immunfunktionen

  • Reduzierung der zytotoxischen Aktivität der NK-Zellen
  • Zytotoxische T-Zellen töten bei einem pH-Wert unter 7,0 keine Tumorzellen mehr ab
  •  unter azidotischen Bedingungen starke Reduktion der ATP-vermittelten Lyse von Tumorzellen
  • Hemmung der Interleukin-2-abhängigen Lymphozytenproliferation

Endokrine Effekte

  • Verminderung der Wirkung von Erythropoetin
  • Behinderung der Vitamin-D-Aktivierung
  • Hemmung der Somatotropin -Sekretion
  • Steigerung der Glukokortikoid-Sekretion
  • Entgiftung über die Haut

Chronische Entzündungen, nur ein Hilferuf des Körpers

Chronische Entzündungen wirken nun als Dauerbelastung für den Organismu, das zunehmend unser gesamte Grundsystem zur Reaktion zwingt.  Zunehmend andere Erkrankungen und Symptome ein: Schmerzen, Herzrhytmusstörungen, Allergien usw entstehen.  Das Immunsystem kann hier nun nicht mehr richtig arbeiten und es kann keine Selbstheilung vonstatten gehen.

Ein ständiges Überangebot an Stoffwechsel-, Ernährungs-und Umweltgiften sowie sog. Defektproteine (z. B. Kohlenmonoxid-Hämoglobin bei Rauchern) zieht eine „Erstarrung“ des Bindegewebes (Gelzustand) nach sich.  Diese  veränderte Struktur zieht nun eine zunehmende Funktions- und Regulationseinbuße mit den gleichen Auswirkungen wie oben beschrieben nach sich. (Schmerzen, Entzündungen, wiederkehrende Infekte, Allergien….)  Der Stoffaustausch der Organzellen wird so immer mehr gefährdet und verlangsamt, so dass Gewebe- und Zellschäden entstehen.

Das Immunsystem wird zunehmend in seiner Funktion behindert, es kommt zu immunologischen Fehl- oder Minderleistungen: Infektanfälligkeit, rezidivierende Pilzinfektionen, allergische Reaktionen, Kontrollverlust der Zellteilung (Entartungen). Sicher ein Grund warum ich meine Allergien und mein Asthma los geworden bin, aber dieser Heilungsvorgang kann je nach Krankheit auch einige Jahre andauern. Ein ständiges arbeiten an der Aufnahme von gesunden Nahrungsmitteln und eine gute Entgiftung der Puffersysteme ist hier unabdingbar.

Wenn man diesen Hilferuf jetzt nicht hört und diesen Zustand nicht durch geeignete Massnahmen verändert, beginnt ein Teufelskreis. Langsam aber sicher beginnt jetzt eine Mangelversorgung und eine chronische Gewebsazidose.  Der Zustand und die Funktion der Mikrogefäße und der TRansitstrecke verschlechtern sich immer und immer mehr.  Von besonderen Interesse sind hier nun auch die toxischen Schwermetalle die sich mit Vorliebe im saurem, gelartigem Gewebe einnisten.

Bilanzstudien zeigen im Basenüberschuss eine signifikante Mehrausscheidung  toxischer Elemente wie Blei, Kadmium und Zinn im Urin, so dass eine Basentherapie auch interessante Möglichkeiten hinsichtlich einer Schwermetallentgiftung eröffnet (Heinitz).

Auch endokrine Störungen, die unter ungünstigen Säure-Basen-Verhältnissen entstehen, sind nicht zu verachten. Besonders betroffen ist in diesem Zusammenhang das Wachstumshormon, die Schilddrüsenfunktion, die Insulinsekretion und -wirkung, das Parathormon sowie die Plasmakatecholamine. Ein wesentlicher Mechanismus für hormonelle Störungen durch Azidose ist in einer Veränderung der Hormonbindung an ihre Rezeptoren zu sehen.

 Übersäuerungssymptome können sich zeigen als:

  • Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebsschwäche, Konzentrationsstörungen,
  • Schlafstörungen
  • unspezifische Beschwerden oder sog. Befindlichkeitstörungen
  • erhöhte Schmerzbereitschaft, Neuralgien, Muskel- und
  • Gelenkschmerzen
  • erhöhte Allergiebereitschaft
  • entzündliche Reaktionen bzw. erhöhte Infektbereitschaft
  • im Bereich der Schleimhäute sowie der Konjunktiven
  • Karies
  • verminderte Bildung von Vitamin D3 (1,25 (OH2) D3)
  • brüchige Haare und Nägel, Osteoporose
  • Ekzembereitschaft, Juckreiz
  • Sodbrennen
  • saurer Schweiß
  • niedrige Erythropoietin -Response
  • Neigung zur Anämie
  • Hypo-Kaliämie – Tachykardie

Bikarbonat (Niere) wirkt zusammen mit Kohlensäure (Atmung) als einer der Hauptpuffer im Körper und trägt wesentlich zur Konstanz des Blut-pH’s bei.

Gerne untersütze ich dich in meiner Praxis mit einer ganzheitliche 12 Wochen-Basenkur zur extra- und intrazellulären Entsäuerung.

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Literatur:

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